Nachschulung bei Asthma bronchiale

Wie häufig ist eine Nachschulung bei Patienten mit Asthma bronchiale notwendig?

 

J.O. Steiß, J.Schudt, D.Schüler, K.Weber, H.Lindemann, ZKJ Gießen
Poster, Jahrestagung d. GPP, Hannover 01.04.2005

Abstract : Atemw.-Lungenkrkh. 31: 157 (2005)


 

Einleitung

 

Der Nutzen von Asthmaschulungs-Programmen im Kindes- und Jugendalter ist unbestritten. Ein Teil der Schulungsinhalte ist den Patienten jedoch nach kurzer Zeit oft nicht mehr gegenwärtig. Daher erscheinen Nachschulungen dringend erforderlich [1, 2, 3]. Ihre Aufgabe ist es, Verhaltens- änderungen zu stabilisieren sowie Krankheitseinsicht und Compliance zu verbessern.

Ziel unserer Studie war es, im Rahmen eines individuellen ambulanten Schulungsprogramms zu überprüfen, wie häufig eine Nachschulung sinnvoll ist.


 

Methodik

 

Über einen Zeitraum von 2 Jahren wurden 522 Patienten und/oder ihre Eltern im Alter von 5 Monaten bis 17 Jahren im Abstand von 3-6 Monaten geschult; von 185 Patienten zweimal, 155 dreimal, 108 viermal, 56 fünfmal, 15 sechsmal und von 3 Patienten wurde siebenmal das Angebot einer Nachschulung wahrgenommen. Bei jeder Vorstellung erfolgte die Evaluation des Krankheitsverlaufs und des Schulungserfolgs durch einen Fragenkatalog mit anschließender Kodierung von verschiedenen Items.

Als Verbesserung wurde gewertet, wenn sich der Asthmaschweregrad um mindestens eine Stufe verbessert hatte. Dies war bedingt durch eine Verbesserung der Variablen:

  • Rückgang der Beschwerden durch Atemwegsinfektionen oder
  • Sport und körperlicher Belastung oder
  • Allergien oder
  • Verbesserung der Lungenfunktionsparameter oder
  • Verbesserung bei klinischer Untersuchung


Ergebnisse

Die Schulungsmaßnahmen und die Betreuung in der Asthmaambulanz führten insgesamt nach 24 Monaten zu einem positiven Ergebnis mit einer signifikanten Verbesserung der Symptomatik gegenüber der Ausgangssituation (Tab. 1).

 

 

Tab.1 Schweregradeinteilung entsprechend aktuellem Stufenplan bei Patienten vor und nach individueller Asthmaschulung mit mindestens 1-maliger Nachschulung

 

Schweregrad
des Asthma

vor
Schulung
Anzahl (%)

nach
Schulung
Anzahl (%)

  18  ( 3,4 %)

123 (23,4 %)

II°

170 (32,6 %)

278 (53,3 %)

III°

272 (52,1%)

104 (19,9%)

IV°

  62  (11,9 %)

 17 (3,4 %)

 

 

 

Der deutlichste Schulungserfolg war nach der 4.Vorstellung, d.h. nach mindestens 3 Nach- schulungen mit einer zunehmenden Verbesserung bei bis zu 72,2 % der Patienten zu erkennen (Abb. 1). Danach waren zwar noch gute Erfolge zu verzeichnen, es kam aber zu keiner weiteren Steigerung. Ein abnehmendes  Interesse an der Schulung war wahrscheinlich für eine leicht abnehmende Erfolgsquote ab der 5. Schulung verantwortlich.
Dabei war die regelmäßig und korrekt durchgeführte Inhalation von Kortikosteroiden in allen Altersklassen die häufigste Ursache der Verbesserung noch vor einer Optimierung der sonstigen Therapie (Abb. 2). Trotz subjektiv empfundener Beschwerden musste bei einem kleinen Kollektiv sogar die bedarfsorientierte Inhalation eines raschwirksamen Beta-2-Mimetikums vor Sport mehrfach angemahnt werden (rote Säule). Diese Patienten führten das Medikament trotz der Erinnerung nicht konsequent bei sich.

 

 



Abb. 1: Krankheitsverlauf über 24 Monate, aufgeteilt nach Anzahl der Schulungen (in %)

 

 

 

Abb. 2: Wichtigste Einflüsse, die zu einer Verbesserung der Asthmabeschwerden führten (Mehrfachnennungen waren möglich)

 

 

Diskussion

 

Die Studie zeigt die positive Entwicklung und damit die Notwendigkeit von Nachschulungen sehr deutlich. War es nach 2 Schulungen nur bei knapp der Hälfte der Patienten zu einer Verbesserung gekommen, so konnte nach 4 Schulungen die Symptomatik bei über 70 % verbessert werden.

Der Nutzen von Schulungsmaßnahmen wurde durch verschiedene Untersucher bestätigt. Viele Schulungsinhalte werden jedoch relativ rasch vergessen und verlieren damit für die Krankheitsbewältigung im Alltag an Bedeutung [1, 2]. Wenn durch die Nachschulung Verhalten und Kenntnisse sowohl von Kindern als auch von Eltern verbessert werden, kann man davon ausgehen, dass Zahl und Schwere von Asthmaexazerbationen abnehmen und medizinische
Leistungen reduziert werden können.


 

Schlussfolgerung

 

Aufgrund der vorgelegten Daten ist bei individueller Schulung eine mindestens dreimalige, im Idealfall eine kontinuierliche Nachschulung im Abstand von 3-6 Monaten als sinnvoll anzusehen. Nachschulungen sollten zum Standardprogramm bei der Versorgung asthmakranker Kinder und Jugendlicher gehören.


 

Literatur
[1] Kiosz D., Szczepanski R., Brockmann G., Kötterheinrich S., Reeves D., Steinkamp G., Wilmsmeyer B.: Ambulante Nachschulung verbessert den Effekt stationärer Asthmaschulung im Kindesalter. Präv.-Rehab. 13: 93-104 (2001)
[2] Schudt J, Seip C, Bock A, Hüls G, Kapellen T, Steiß JO, Willaschek C, Lindemann H: Individuelle Asthmaschulung bei Kindern und Jugendlichen. Atemw.-Lungenkrkh. 30, 220-299, 2004
[3] Szczepanski R., Petermann F., Freidel K., Becker P.N., Gebert N., Lob-Corzilius T.; Die Wirksamkeit der Asthmaschulung bei Kindern und Jugendlichen. Der Kinderarzt 11: 1201-1208 (1998)