Behandlung der Verdauungsstörung


 

Behandlung der Verdauungsstörung


Einführung

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert Verdauungsenzyme und eine Substanz zur Bindung der Magensäure. Über einen Ausführungsgang gelangen diese Verdauungsstoffe in den Dünndarm (Abbildung: Normale Verdauung) und spalten dort die Nahrungsbestandteile (Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate).
Ein kleiner Teil der Bauchspeicheldrüse produziert Hormone, u.a. das Insulin. Es gelangt ins Blut und ist wesentlich verantwortlich für die Zuckerverwertung im Körper.
 


Leber und Galle unterstützen die Verdauung ebenfalls: In der Leber werden die Nahrungsstoffe auf- und abgebaut. Auch die Stoffe, die die Gerinnung des Blutes ermöglichen (wichtig bei Verletzungen) werden in der Leber gebildet. In den Leberzellen wird auch die Galle gebildet und über Ausführungsgänge an den Dünndarm abgegeben (siehe Abbildung: Normale Verdauung). Je nach Verdauungssituation kann sie in der Gallenblase vorübergehend gespeichert werden. Die Galle ist für die Fettverdauung und für die Aufnahme fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K) wichtig.

Im Dickdarm werden Wasser und Salze aus dem Darminhalt in den Körper aufgenommen. Auf diese Weise wird der Darminhalt eingedickt.
Bei Mukoviszidose können alle diese Funktionen gestört sein:

  • Bei ca. 90 % der Patienten verstopft das zähflüssige Sekret die Ausführungsgänge der Bauchspeicheldrüse und blockiert die Abgabe der Verdauungsenzyme an den Darm teilweise oder vollständig.
  • Bei 10 bis 20 % der Mukoviszidose-Patienten, die älter als 10 Jahre sind entwickelt sich eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).
  • Die zähflüssige Galle kann zu einem Rückstau in die Leber führen. Dadurch werden die erwähnten Funktionen der Leber gestört und das Lebergewebe geschädigt. Es kann sich eine Leberfibrose (Leberzirrhose) entwickeln.
  • Die Drüsen in der Darmwand sind vermehrt. Sie bilden zähflüssiges Darmsekret. Dies führt bei 10 - 15 % der Neugeborenen zu einem Darmverschluss (Mekoniumileus).
    Bei älteren Patienten kann die Zähflüssigkeit des Darmsekrets und die ungenügende Zufuhr von Verdauungsenzymen zu einem ähnlichen Darmverschluß führen (sog.
    "Mekoniumileus-Äquivalent" oder "distales intestinales Obstruktionssyndrom" = DIOS< /A > ).
  • Bei unbehandelten CF-Patienten können die häufigen und zähen Stuhlmengen zu einem Darmvorfall führen.
  • Gelegentlich kann die Darmwand verdickt sein.


Ernährung und Enzyme

Vermehrte Anstrengung bei der Atmung und Husten sowie häufige Infektionen führen zu einem erhöhten Energiebedarf. Zur Deckung dieses erhöhten Energiebedarfs sollte die Ernährung des Mukoviszidose-Patienten kalorien- und vitaminreich sein.

Dies läßt sich am besten durch einen erhöhten Fettanteil in der Nahrung erreichen (etwa 40 bis 45 % des Tages-Energiebedarfs). Dies kann durch eine Fettanreicherung der Nahrung mit hochwertigen Ölen, Fetten oder Sahne und/oder durch häufige Verabreichung von Mahlzeiten geschehen (5 - 6 pro Tag).
Natürlich müssen auch genügend eiweiß- und kohlenhydrathaltige Bestandteile (Zucker, Stärke usw.) und Ballaststoffe in der Nahrung enthalten sein.

Darüber hinaus muß dafür gesorgt werden, daß der Darm diese Nahrungsstoffe auch ausreichend verwerten kann. Daher müssen bei Störung der Funktion der Bauchspeicheldrüse ausreichend Verdauungsenzyme hinzugegeben werden (ca. 2.500 Einheiten Lipase pro Gramm Fett). Auch eine regelmäßige Einnahme von Vitaminen ist notwendig (siehe Tabelle: Ernährung).

Hält das Gewicht nicht mit dem Alter Schritt, so muß darüber nachgedacht werden, wie man dem Körper vermehrt Kalorien zuführen kann. Dies geschieht meist durch eine hochkalorische Zusatzkost (siehe Merkblatt "Ernährungsempfehlungen"). In seltenen Fällen kann es sinnvoll sein, eine ergänzende Ernährung durch eine Magensonde durchzuführen.
Bei Schwierigkeiten mit der Gewichtszunahme muß eine eingehende Ernährungsberatung erfolgen. Hilfreich ist dabei ein möglichst genaues
Ernährungsprotokoll, in dem etwa über eine Woche Buch geführt wird, welche Nahrung, wieviel Verdauungsenzyme und wieviel Vitamine pro Tag verabreicht werden.
Bei Leberschädigung durch Galle-Rückstau bzw. Mangel an Gallensäure ist die zusätzliche Gabe von "Bärengalle" (Ursodeoxycholsäure, z.B.Ursofalk) empfehlenswert.



Merkblatt: Ernährungsempfehlungen für Mukoviszidose- Patienten


In der Regel dürfen Mukoviszidose-Patienten alles essen, was ihnen schmeckt. Alle Nahrungsmittel werden vertragen und können mit Hilfe der Enzympräparate verdaut werden. Eine fettreiche Kost wird empfohlen, da sie besonders viele Kalorien enthält. Das ist wichtig ist, weil Patienten mit Mukoviszidose einen sehr hohen Energiebedarf (= Kalorienbedarf) haben !

Während jeder Mahlzeit Enzyme
nehmen (Kreon, Pangrol, Panzytrat u.a.) !

Eiweiß- und fettreiche Lebensmittel:

Fleisch, Wurstwaren: Erhöhen den Eiweiß- und Fettgehalt der Mahlzeit; sind wichtige Vitaminlieferanten.
Ideal: Schweinefleisch, Mettwurst, Salami, Mortadella, Leberwurst, Schinken, Wiener Würstchen.

Fisch: Fisch ist reich an hochwertigem Eiweiß. Geeignete Zubereitungsformen sind Braten oder Frittieren in Fett; auch eine gehaltvolle Soße kann den Kaloriengehalt erhöhen.
Ideal sind Aal, Karpfen, Lachs, Makrele, Matjes, Schillerlocke, Thunfisch, Makrele, Matjes, Hering.

Eier: Eier sind ideale Fett- und Eiweißlieferanten.

Milch und Milchprodukte: Sie sind reich an wertvollem Eiweiß, an Vitaminen und an Mineralstoffen wie z.B. Kalzium. Milchprodukte werden in verschiedenen Fettgehaltsstufen angeboten. Mukoviszidose-Betroffene sollten immer die fettreichste Stufe wählen ! Also: Sahnequark, Sahnejoghurt, Vollfettkäse (Fett >45 % Fett i.Tr.), Vollmilch und Eiskrem, nicht Magerquark, Magerjoghurt, Halbfettkäse, fettarme Milch und Einfacheiskrem.

Milchmixgetränke: Sie sind hochwertig und können den Kalorien- und Flüssigkeitsbedarf gleichzeitig decken. Grundrezept: 3 Teile Vollmilch + 1 Teil süße Sahne. Dazu: 1 Eßlöffel Maltodextrin, Schokoladenpulver oder Obst, Zucker oder Honig, und Sahneeis. Alles im Mixer kurz durchrühren.

Nüsse und Samen: Sehr kalorienreich sind Nüsse aller Art. Neben Fett enthalten sie viele Vitamine (E), Mineralstoffe und Eiweiß.

Fett und Öle: Aufstrichfette wie Butter und Margarine sollen großzügig verwendet werden. Pflanzliche Fette (Margarine) und Öle (Sonnenblumen-, Maiskeim- und Distelöl) sind reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die für Mukoviszidose-Betroffene besonders wichtig sind. Fast jede Speise kann vor dem Verzehr mit extra Fetten und süßer Sahne angereichert werden.

Obst und Gemüse: Gemüse und Obst dienen zur Deckung des Bedarfs an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen. Da sie von Natur aus kalorienarm sind, sollte man sie jeweils mit einem kalorienreichen Snack kombinieren. Auch Zubereitungen mit Soßen sind günstig. Rohkost und Salat werden mit Sahne und Essig-Öl-Marinaden angereichert.

Tips bei zu geringem Körpergewicht
  • Soviel wie möglich essen oder trinken ! Alle oben genannten drei Nahrungsmittelgruppen berücksichtigen !
  • Ein Kännchen Sahne und ein Schälchen Butter oder Margarine auf den Tisch stellen zur Erinnerung an das Anreichern der Nahrung mit kalorienhaltigen Zusätzen !
  • Zusätzlich zu den drei Hauptmahlzeiten 2 bis 3 Zwischenmahlzeiten einführen !
  • Möglichst alle Mahlzeiten einhalten ! Wenn es mal nicht klappt oder zusätzlicher Kalorienbedarf besteht: Milchmixgetränk oder Nährstoffkonzentrat (z.B. Fresubin, Meritene, Bioni; ScandiShake Mix, Vanille/ Erdbeere/ Schokolade etc., ca. 1 Beutel pro Tag, in 240 ml Vollmilch) trinken !